Lichte Botschaft verhüllt durch dunkle Wolken des Unverstandes

Am 21. August 2017 wird in den USA eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten sein. Die Tochter des bekannten Evangelisten Billy Graham, Anne Graham Lotz, hielt es deshalb für angebracht zu warnen, dass dieses Ereignis der Beginn von Gottes Gericht über Amerika sein könnte. Doch an wen wendet sie sich mit dieser Botschaft? Sie weiß um die regelmäßigen kosmischen Zyklen, die ganz unabhängig von menschlichen Verhaltensweisen sind, und doch bringt sie diese in Beziehung zum Menschen. Weshalb tut sie das entgegen aller Vernunft?

Aus einem solchen Verhalten können wir sehr viel lernen. Für einen religiösen Menschen ist schon lange diese Welt gerichtsreif. Diese Empfindung bringt sie, ohne dass ihr das bewusst ist, mit den Empfindungen, die den archaischen Menschen bei einer Sonnenfinsternis befielen, in Zusammenhang. Dieser stand den Naturphänomenen unwissend gegenüber. Sie lösten deshalb nur Empfindungsreaktionen hervor. So wie das auch bei den Tieren der Fall ist. Bei einer Sonnenfinsternis verstummen die Vögel, Tiere kriechen in ihre Höhlen.

Selbst uns aufgeklärten Menschen befällt noch eine leise Ahnung von dem, was die frühen Menschen erlebt haben mussten. Der Schriftsteller Adalbert Stifter schilderte seine Eindrücke wie folgt. „ Nie und nie in meinem ganzen Leben war ich so erschüttert, wie in diesen zwei Minuten, es war nicht anders, als hätte Gott auf einmal ein deutliches Wort gesprochen und ich hätte es verstanden. Ich stieg von der Warte herab, wie vor tausend und tausend Jahren etwa Moses von dem brennenden Berge herabgestiegen sein mochte, verwirrten und betäubten Herzens […]. Der schöne sanfte Glanz des Himmels [wurde zum] bleischweren Licht […] – erschütternd war dieses allmähliche Sterben mitten in der noch vor wenigen Minuten herrschenden Frische des Morgens. […] Es war ein überaus trauriger Augenblick. Das hatte keiner geahnet – ein einstimmiges ‚Ah‘ aus aller Munde, und dann Totenstille, es war der Moment, da Gott redete und die Menschen horchten.“

Für die frühe Menschheit war die gesamte Natur ein „Reden Gottes“ bzw. der Götter    (denn der Ein-Gott-Glaube, der Monotheismus, entstand erst später). Aus diesen Empfindungsgründen speist sich noch die gesamte alttestamentliche Theologie. Aus dem Erleben der Natur kommen die Vorstellungen von „finsteren Mächten“, vom „Zorn“ und der „Barmherzigkeit“ der Götter (Gottes), von „Segen“ und „Fluch“. Das Neue Testament muss natürlich an die einmal gewachsenen Vorstellungen anknüpfen, bildet aber zugleich den Übergang zur Neuzeit.

Ein Gott der Liebe musste, solange man die Natur als Reden Gottes verstand, verborgen bleiben. Da war nur ein ständiger Wechsel von „Zorn“ und „Barmherzigkeit“ an den Naturereignissen ablesbar. Erst der sich immer mehr bahnbrechende Verstand konnte die einzelnen Naturobjekte zum Begriff der Natur zusammenfassen und so zum Ein-Gott-Glauben gelangen. Von da, etwa beginnend von Moses, war es wieder eine lange Zeit bis zu Jesus, wo dieser eine Gott als Liebe verkündet wurde. Ein Gott, der im Menschen seine Wohnung hat!

Nun haben nicht länger Naturempfindungen Offenbarungscharakter, sondern das verstehende Erkennen des eigenen Inneren führt, den Menschen verwandelnd, zurück zu Gott. Deshalb sagte Jesus: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ (Jo 8,32)

Auf unserer gegenwärtigen Stufe ist es deshalb nicht mehr fruchtbar, Vorstellungen, über die die Menschheit hinausgewachsen ist, zu reaktivieren. Das geschieht leider immer noch viel zu häufig. Anstatt an der Spitze der Geistesentwicklung zu laufen, hemmen Christen sich selbst mit unzeitgemäßen Begriffen, die aus einem ganz anderen Erleben der Welt stammen. Da wird in naturalistischer Weise von einer Schlange schwadroniert, die den Menschen verführt habe, von einem Baum, der das geistige Vermögen der Unterscheidung gegeben habe, von einem Drachen, von Teufeln und Dämonen, von einem zornigen Gott, der gleichzeitig ein Gott der Liebe sei, dessen Liebe es aber erträgt, dass die Mehrzahl der Menschen ewig in der Hölle schmore – auch wenn sie womöglich moralisch und ethisch besser sind als mancher Christ – nur weil sie nicht „glauben“…

Das alles passt nicht zusammen. Jesu Auferstehung war und ist das fortschrittlichste Ereignis in der Menschheitsgeschichte. Deshalb können Christen nicht länger von dieser und von Gott in einer Sprache reden, die vor mehr als 4000 Jahren einmal modern war. Wir müssen begreifen, was die biblischen Begriffe wirklich meinten. Nur dann können wir in heutiger Sprache von göttlichen Dingen reden. Dann werden wir auch Gehör finden, weil unsere Sache überzeugend ist.

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Wovon handelt diese Rede? Doch davon, daß eine Offenbarung nicht möglich ist als Tradition eines höheren Inhaltes ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit der Individuen, welche den Inhalt aufnehmen sollen. Offenbarung ist nur möglich als Erziehung, d. h. als stufenweise Anpassung des Inhaltes an die Fähigkeiten der Individuen, denen die Offenbarung zu Theil wird.“ W. Dilthey

Sind der „schmale Weg“ und die „enge Pforte“ noch von Bedeutung?

Vielfach wird der Eindruck erweckt, dass man als Sünder, ohne also den schmalen Weg der Überwindung der Sünde gehen zu müssen, allein durch einen Gnadenakt Gottes in den Himmel kommen könne. Es genüge lediglich, sein allgemeines Sündigsein zu erkennen und zu bereuen. Dann schließe einen Gott freudig in seine Arme. Doch stimmt das?

Wenn ich mich verbrannt habe, weil ich meine Hand auf einen heißen Gegenstand legte, genügt es dann zu bereuen, dass ich das tat? Sind durch diese Reue die Schmerzen weg? Habe ich, wenn ich das beim nächsten Mal wieder tue, keine Schmerzen mehr ? Oder sollte die Reue nicht beeinhalten, dass ich eine solche Tat nicht wiederhole? – Was an diesem Beispiel ganz offensichtlich ist, leugnen wir in Bezug auf die Sünde.

Dadurch, dass ich meine Sünden bekenne und bereue, sind keinesfalls die Folgen der Sünde getilgt. Wenn also meine Sünde eine bestimmte Krankheit hervorrief, z.B. bei übermässigen Alkoholkonsum einen Leberschaden, so ist er damit nicht automatisch beseitigt. Reue ist lediglich ein Moment des Innehaltens im bisherigen Tun, ein Abstandnehmen von ihm, um sich in seinem Handeln neu zu orientieren. Jede Sünde – was ja nichts anderes ist als falsches Tun – hat negative Folgen. Deshalb kann es gar keinen anderen Weg geben als das Richtige zu tun!

Die Ursachen menschlichen Leides liegen eben im Menschen selbst, und deshalb kann eben nur jeder für sich allein seine eigenen Ursachen des Leides aufheben. Kein Mensch kann das für einen anderen tun. Auch Gott kann das nicht für dich tun.

Deshalb sind Himmel und Hölle keine Orte, die unabhängig vom Menschen existieren, sondern Lebensqualitäten. Man trägt so viel Himmel in sich, wie man Gutes, und so viel Hölle in sich, wie man Falsches in in sich trägt. Welche Qualitäten in welchem Maße man in sich birgt, kann im Erdenleben verdeckt sein. Da kann es einem Sünder so gut gehen, dass ein Frommer darauf neidisch werden könnte (Ps 73,2-4). Doch spätestens nach dem Tod werden die Folgen eines jeden Tuns offenbar. Kein Gnadenakt Gottes kann daran etwas ändern!

Aus allem Gesagten dürfte – wenn es verstanden wurde – hervorgehen, dass die Fülle des Lebens, die Herrlichkeit des Lebens, die ewige Glückseligkeit nur durch vollkommene Sündlosigkeit erreicht werden kann. Denn wenn man annähme, der Himmel sei ein harmonischer Ort menschlichen Zusammenlebens, dann muss doch ein solcher Himmel sofort unvollkommen werden, wenn nur ein Mensch mit der Veranlagung zur Sünde Eintritt fände. Denn um sich wirklich wohl zu fühlen, würde es den Sünder drängen, seine Sünde auszuleben. Er würde damit die Gemeinschaft stören.

Nun hört man heute immer wieder, man könne, zumindest auf Erden, nicht sündlos werden. Die Frage entsteht, wo will man es dann werden? Auf die Erde wurde doch das Evangelium gebracht, damit wir hier die Errettung annehmen!

Die freudige Botschaft lautet: Es gibt einen Weg aus allem Leid. Wir sind nicht verurteilt, immer leiden zu müssen. Aber den Weg müssen wir natürlich auch bis zu ENDE gehen!

Er beginnt damit, dass ich mich mit meiner göttlichen Natur (1. Jo 3,9) identifiziere und damit die bisherige Identifikation als ein Geschöpf unter vielen Geschöpfen überwinde. Denn mit der Identifikation mit dem sinnlich-wahrnehmbaren Leib ist man automatisch von Gott getrennt und damit der Existenzangst unterworfen. Für ein Geschöpf gibt es immer etwas, das stärker, mächtiger, größer, intelligenter usf. ist. Doch wenn ich göttlicher Natur bin, dann bin ich unüberwindbar.

Deshalb besteht der Weg eines Kindes Gottes, analog eines Menschenkindes, zur vollen Reife, d.h. zur vollen Entfaltung des göttlichen Wesens zu kommen (Eph, 4,13; Rö 8,29). Erst wenn man alle Abhängigkeiten vom Äusseren überwunden hat, kann man durch die „enge Pforte“ (Lk 13,24) ins Himmelreich gelangen. Erst dann hat sich alles Gute voll entfaltet.

Der Weg des Lebens ist durch den physischen Tod nicht beendet. Mit dem Tod ist nicht, wie man häufig denkt, das Ziel erreicht! Denn um physisch zu sterben, muss man keinen Weg gehen. Wenn der Tod die enge Pforte wäre, stellte das für Niemanden eine Schwierigkeit dar. Nein, der physische Tod ist selbst noch ein Fortwirken der Sünde weil der Mensch noch nicht die entsprechende Heiligkeit erlangt hat (1. Kor 15,26).

SOS ? – Nein: SYS !

Wir befinden uns auf einem sinkenden Schiff. Aber jeder SOS-Ruf ist vergeblich. Deshalb lautet der einzig hilfreiche Ruf SYS – „Save your soul“, denn niemand kann Dir von Außen helfen. Du selbst kannst nur noch Deine eigene Seele retten. Wovon rede ich überhaupt? – Selbstverständlich von der Entscheidung, die auf uns zukommt (Offb 13,17 ), und von der abhängig ist, ob wir unsere Seele retten, oder ob wir sie durch ein menschenfeindliches System zerstören lassen (Offb 14,11). Es geht darum, dass wir die Kraft haben, „Nein !“ sagen zu können. Unser Glaube wird da auf die Probe gestellt und er wird diese Prüfung nur bestehen können, wenn er stark ist. Deshalb sollten wir die verbleibende Zeit nicht weiter mit Nichtigkeiten vertändeln, sonder uns im Glauben so stark wie möglich machen.

 

Verdrängung

Bedenklich steht es um uns, wenn wir dieses Zeichen der Zeit – nämlich die Tendenz zur Abschaffung des Bargeldes und der Totalkontrolle – bagatellisieren, indem wir sagen, jetzt ist es ja noch nicht so weit, oder, so schlimm wird es schon nicht werden, oder, nein, die Bibel meint mit dem Malzeichen des Tieres etwas ganz anderes. Wir verdrängen gern, was uns unangenehm ist und wollen uns nicht mit diesem beschäftigen. Jenem Trieb müssen wir widerstehen, denn er hindert, dass wir die richtigen Schritte unternehmen.

Schon lange haben sich die heutigen Katastrophen (z.B. Klimawandel) angekündigt. Aber die richtigen Schritte, um sie zu verhindern, wurden unterlassen, weil man andere Interessen hatte.

So ist zu befürchten, dass unsere faktische Ausrichtung auf unser irdisches Wohl uns die irdische Existenzsicherung wichtiger erscheinen lässt als die Rettung unserer Seele. Damit werden wir schnurstracks dem totalitären System in die Arme getrieben, das ja mit den Verheißungen digitaler Bequemlichkeit und Sicherheit durch Totalüberwachung daherkommt. Natürlich werden heute auch schon die Gefahren dieser Gesellschaft gesehen, aber diejenigen, die das Malzeichen mit Skepsis annehmen, werden sich sagen: Was bleibt uns denn anderes übrig, wenn wir leben wollen? – Das ist nun mal unsere Zeit…

Doch als Christen wissen wir, dass nicht der Leib oder unsere irdische Existenz höchstes Gut sind, sondern unsere Seele. Unsere Seele, die selbst unvernichtbar, die aber solange verdorben ist, als sie ihre Befriedigung im Irdischen sucht (Mt 10,28).

 

Ursache unserer Gelüste

Wer in der Heiligung lebt, weiß, wie die irdischen Gelüste entstehen. Den Dingen selbst ist die Eigenschaft der Befriedigung nicht inhärent. Würde diese nämlich den einzelnen Dingen innewohnen, würde jeder Mensch unterschiedslos die gleichen Dinge lieben und die gleichen Dinge verabscheuen. Aber wir sehen, dass das nicht der Fall ist, wie schon das Sprichwort sagt: „Was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall.“ Die Seele projiziert willkürlich die Eigenschaften gut – böse, schön – hässlich, angenehm – unangenehm, sympathisch – unsympathisch auf Dinge, Personen und Verhältnisse.

Das zu wissen, erleichtert uns, uns von unseren Projektionen zu lösen und unsere Befriedigung dort zu suchen, wo sie dauerhaft gesichert ist und an Intensität zunimmt: Unsere eigene Ewigkeit.

Allerdings sind unsere subjektiven Projektionen bereits zu Gewohnheiten geworden. Diese treiben uns immer wieder zu den gleichen Handlungen, indem sie uns „sagen“: Das hat Dir doch damals Befriedigung, eine so schöne Freude gebracht. Jetzt kannst Du das wieder haben, indem Du das gleiche tust.

Deshalb muss man sich immer wieder vor Augen führen, dass jede Abhängigkeit vom Äusseren grundsätzlich schädlich ist. Denn jede Abhängigkeit lässt uns nicht vollständig bei uns selbst sein und verursacht deshalb Leid. Selbst Essen und Trinken sind nur dann angenehm, wenn man etwas zu essen und zu trinken hat. Hunger und Durst zeigen, wie leidvoll eine solche Abhängigkeit ist.

An diesem Beispiel zeigt sich, dass es auch Gewohnheiten gibt, die wir nicht so leicht aufgeben können. Obzwar auch das Projektionen unsere Seele sind, so sind sie doch nicht subjektiv, individuell, sondern haben sich kollektiv ergeben, als der Mensch nach dem Sündenfall sein Glück auf der Erde suchte. Die Bibel drückt das so aus: „Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang.“ (1. Mo 3,14) [Für den, der sich nicht auskennt: Die Schlange ist der Lebenstrieb des Menschen, der sich nun ganz aufs Irdische richten musste und aus ihm seine Nahrung bezieht.] Prinzipiell ist aber die Seele nicht auf irdische Nahrung angewiesen. Die Seele stirbt nicht, wenn der Leib stirbt. Sie ist da lebendig wie zuvor, ja anscheinend noch lebendiger, da sie sich selbst nun ohne äußere Störungen erleben kann. In vielen Nahtodberichten wird uns z.B. davon Kunde gegeben.

Uns geht es deshalb in erster Linie nicht um die Überwindung allgemeiner körperlicher Bedürfnisse, sondern die Sammlung unserer Seele auf das Wesentliche, damit sie ihre Zeit nicht mit Zerstreuungen verplempert, sondern konzentriert auf das Ewige ausgerichtet wird. Die Heiligen und Mystiker geben uns ein gutes Beispiel, was es heißt gotterfüllt zu sein.

 

Tipp:

Schau Dir dabei zu, was Du tust und frage Dich, weshalb Du das tust. Und frage Dich das immer tiefer, bis Du die letzte Ursache gefunden hast.

Schau Dir Deine Vorlieben und Abneigungen an und frage Dich, weshalb Du sie hast. Auch hier gehe im Fragen immer tiefer.

So wirst Du geistig-seelische Gesetzmässigkeiten aus eigener Anschauung erkennen, und damit ein Werkzeug gewinnen, mit dem Du Dich verändern kannst.