Sicher erinnert man sich noch an Gottschalks Show „Wetten, dass…?“, wo ein junger Mann, beim Versuch, ein fahrendes Auto mit Sprungfedern an den Füßen zu überwinden, verunglückte. Infolgedessen ist er heute querschnittsgelähmt. Nun bekennt Samuel Koch, dass er lernen musste, Gott zu vergeben, denn er wollte sich bei diesem Sprung „vom Heiligen Geist tragen lassen und von Gott erzählen“, „den Leuten etwas Gutes mitgeben“. Er bekennt: „Wenn ich gewusst hätte, dass Gottes Antwort so ausfällt, hätte ich lieber was anderes gemacht.“ (idea – online, 06.01.2019). Auch ich, und andere, die ich kenne, hatten Phasen, wo sie etwas in gutem Glauben zur Verherrlichung Gottes tun wollten und Schiffbruch erlitten. Mehr als alles andere können solche Enttäuschungen zu Glaubenszweifeln, ja vielleicht sogar zur Abkehr von Gott führen.
In einer solchen Phase las ich von einem Unternehmer, der ein ebenso fragwürdiges Verständnis vom Wirken Gottes hatte. Sein Autohaus steuerte auf den Konkurs zu und nun fragte er sich, ob er die Prioritäten falsch gesetzt habe. Stets stand, seiner Meinung, das „Reich Gottes“ an erster Stelle (Mt. 6,33). Er schrieb christliche Bücher, unterstützte christliche Werke mit Spenden und verwendete viel Zeit darauf, mit Missionaren in Briefkontakt zu bleiben, da das für sie wichtig sei. Auch im „unchristlichen Alltag“ des Geschäftslebens versuchte er christlich zu handeln. Und nun erwartete er von Gott ein Wunder. Aber, so resümierte er: „Es ist so einfach, von Wundern zu reden und zu behaupten, man glaube daran, solange nicht die eigene Existenz davon abhängt, dass eins passiert!“ (Christ & Wirtschaft 1/99)
Worin bestehen die falschen Vorstellungen, die das vermeintliche Vertrauen in Gott zu einer Enttäuschung werden lassen?
Zunächst sind es Kopfgeburten, und sie bleiben solche. Man hat bestimmte Vorstellungen, womit man Gott „Ehre erweisen“ könnte oder was er doch tun müsste, wenn man ihn darum bitte. Man bittet, oft recht ernsthaft, und meint, damit sei die Sache erledigt: Nun sei Gott dran.
Aber Glaube ist Gefühl, Empfindung. Man muss innerlich spüren, dass etwas in der gewünschten Richtung geschehen wird. Nur dann ist die Sache von Erfolg gekrönt. Nur dann tritt Wunscherfüllung ein. Bleibt das entsprechende Empfinden aus, muss man weiterbeten oder aufgeben. Vor allem muss das Gebet in Konzentration geschehen. Es ist echte Arbeit.
Weshalb das so ist?
Bleiben wir am Beispiel des Unternehmers. Nun stellen Sie sich vor, wie oft Gott zu ihnen ganz konkret gesprochen hat: Zum Beispiel: „Gehe zu dieser Adresse und überbringe einer Frau mit blonden Haaren und Brille folgende Botschaft…“ Wahrscheinlich nie. Aber wenn einem Unbekannten eine Spende geschehen soll, müsste Gott in ähnlicher Weise zu ihm reden können.
Also werden Menschen, die uns helfen sollen, nur auf der Gefühlsebene erreicht. Das geschieht oft auch spontan, und nicht nur bei Christen.
Ein mir bekanntes Ehepaar, beide bekennende Atheisten, hatten eine Pilzvergiftung. In einem weit entfernten Ort wurde eine Verwandte unruhig und dachte, sie müsse dort unbedingt anrufen. Sie tat es. Es wurde abgehoben, und sie bekam nur mit, dass sie dort unbedingt einen Notarzt vorbeischicken musste. Das rettete ihnen das Leben.
Und, es geht sogar ganz profan. Ich kenne Menschen, die ein Preisausschreiben mitmachten und genau wussten, dass sie den Preis gewinnen würden. Und tatsächlich war es so!
Bei einem ernsthaften Gebet, das in Erfüllung geht, sind es oft die nahen Verwandten oder sonst nahestehende Menschen, die den „Ruf“ erhalten. Unter Umständen müssen sie auch das Anliegen teilen. Jemand z.B., der mit der Mission nichts am Hut hat, wird kaum etwas für die Mission spenden.
Wir beteten nach der Vereinigung Deutschlands lange Zeit, dass uns ein Computer für meine missionarische Tätigkeit geschenkt würde. Dann kam plötzlich von einem völlig unbekannten Menschen ein Paket mit Computerteilen. Im Abstand von Tagen weitere.
Natürlich erkundigte ich mich, wie er auf die Idee gekommen war. Einem Bücherpaket hatte der Versand kostenlos eine Schrift, in der meine Adresse stand, beigelegt. Und da er sich einen neuen Computer angeschafft hatte, dachte er, dass der alte vielleicht noch jemand im Osten nutzen könnte…
Ich hatte damals Kontakt zu o.g. Unternehmer aufgenommen, um zu erfahren, wie es weitergegangen sei, aber keine Antwort erhalten.
Ich könnte mir denken, dass er pleitegegangen ist. Und zwar auch aus folgendem Grund. Er schrieb im Artikel, sein ursprünglicher Wunsch in jungen Jahren sei es gewesen, sich berufsmäßig ganz „ der Reichsgottesarbeit zur Verfügung zu stellen,“ das sei aber nie in Erfüllung gegangen, weil er sich „nicht wirklich dazu durchringen konnte, (…) der familiären Verantwortung so radikal zu entziehen, wie dies in meinem Fall hätte sein müssen.“ Dennoch habe er „ den Glauben an ein ‚eines Tages doch noch‘ nie aufgegeben.“
Während ich die letzten Sätze schrieb, schaute ich ins Internet, und entdeckte, dass die Firma tatsächlich aufgegeben werden musste. Heute ist er als (christlicher) Coach tätig.
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