Partnersuche – die Qual der Wahl?

Weshalb?

Menschen folgen überwiegend ihren Vorstellungen – von denen sie gar nicht wissen, woher sie kommen – anstatt Einsichten. Letztere hat man oft gar nicht. In Bezug auf die Liebe sind die Vorstellungen oft von so ausschweifender Romantik, dass ihr keine Wirklichkeit standhält.

Als ich das erste Mal länger andauernd verliebt war, und dazu auch noch „unsterblich“, was hatte ich da nicht für Phantasien, wie alles so sein könnte! Zum Glück kam keine wirkliche Beziehung zustande, was ich allerdings so damals überhaupt nicht sehen konnte. Da verstärkte es meine ohnehin schon vorhandenen Depressionen. Immerhin lernte ich dadurch Wesentliches: Wer einen Menschen wirklich liebt, wünscht ihm das Beste, auch wenn die Wahl des anderen dann nicht auf einen selbst fällt. So konnte ich schließlich loslassen und fand zum Glauben an Jesus Christus. Ich verstand: Liebe ist Opfer und stärker als der Tod!

Liebe äussert sich, wenn wir jetzt einmal von der Anhänglichkeit eines Kindes an die Eltern absehen, zunächst als Erotik. Die Schwärmerei junger Mädchen ist nichts anderes.

Wenn wir also eine Anziehung verspüren, dann ist das nichts anderes als Erotik, die raffinierte Äusserung des Sexualtriebs. Dieses „Prickeln“, diese „Schmetterlinge im Bauch“, die da auftreten, verwechseln wir mit Liebe, und dieses Gefühl, diese „Leidenschaft“ suchen Menschen oft ihr Leben lang. Das ist auch einer der häufigsten Gründe, weshalb Ehen auseinandergehen, denn Gewöhnung lässt alle Erregung schwinden. Erotik kann, seiner Natur nach, nicht dauerhaft sein.

Erotik verstellt den Blick auf den Menschen. Man meint nicht ihn, sondern ihn lediglich als Sexualobjekt, d.h. als Objekt der eigenen Befriedigung. „Liebst Du mich noch?“ heißt in Wirklichkeit „Bin ich als Gegenstand deiner Befriedigung noch attraktiv?“ und alles Schmeicheln, jede Zärtlichkeit bedeuten „ja“.

Machen wir uns nichts vor: Der Hauptgrund, weshalb wir überhaupt einen Partner haben wollen, ist sexuelle Befriedigung. Die Natur allerdings bezweckt damit ihr eigenes Ziel: die Fortpflanzung.

Im Gegensatz zum Tier, das infolge seiner angeborenen Instinkte schnell zur Reife gelangt, benötigen Menschenkinder lange Zeit die Hilfe Erwachsener, um sich im Dasein zurechtfinden zu können. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Treue beider Partner. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb eine Beziehung auf Dauer angelegt sein sollte.

Auf Grund unserer Herkunft, des Milieus, in dem wir leben, dem Grad unserer Individualisierung usw. sind wir einmalig und haben so das Bedürfnis, wenigstens von einem Menschen angenommen und verstanden zu werden. Das ist aber nicht möglich, wenn der eine oder andere es mit der Treue nicht so genau nimmt. Das gegenseitige Annehmen- und Verstehenwollen ist das eigentliche Feld der Liebe, und oft genug schmerzhaft. Denn dazu drängt uns kein Trieb. Es ist nicht unmittelbare Lust.

Wer deshalb meint, der andere sei dazu da, um einen selbst glücklich zu machen, sollte eigentlich von einer Beziehung Abstand nehmen: ihm fehlt die nötige Reife dafür. Kein Mensch kann einen anderen Menschen glücklich machen, aber je mehr ein Mensch sich mit sich selbst wohlfühlt, hat er die Kraft, den anderen mit seinen Eigenheiten zu tragen und auf ihn einzugehen. Die Harmonie einer Beziehung hängt wesentlich davon ab, wie weit jeder für sich selbst glücklich ist.

Am glücklichsten kann man allein werden, weil zum Glücklichsein Freiheit gehört. Die Freiheit aber wird sofort eingeschränkt, wenn man einen anderen Willen berücksichtigen muss. Da sind es nicht die großen Dinge, mit denen man mit dem Partner übereinstimmt, die Schwierigkeiten machen, sondern die kleinsten Dinge, die am häufigsten zu Auseinandersetzungen führen.

Diese nüchternen Tatsachen im Blick, sieht Paulus in einer Ehe nur eine Notlösung (1. Kor 7,1-2). Es sollte sich von selbst verstehen, dass man als Christ nur einen christlichen Partner haben kann, denn wenn man in der wichtigsten Sache nicht übereinstimmt, kann das nicht gut gehen (2. Kor 6,14). Auch ist eine christliche Partnerschaft nicht dazu da, um guten Sex zu haben, oder überhaupt die sinnliche Begierde zu stimulieren, denn das ist konträr dem Lebensvollzug eines Christen (Gal. 5,16).

Wer bis hierher durchgelesen hat, sollte auch verstehen, dass von vorehelichem Geschlechtsverkehr abzuraten ist.

Wie?

Wie findet man nun aber den richtigen Partner? Die ganz einfache, aber völlig zutreffende Antwort ist: Du kannst ihm gar nicht entgehen! Wenn ein Partner für Dich vorgesehen ist, dann triffst Du unweigerlich auf ihn. Bei der Begegnung, oft schon bei der ersten, werden beide „wissen“, dass sie füreinander bestimmt sind. Man muss also gar nicht viel „ausprobieren“, auch nicht, ob man „zusammenpasst“.

Persönlich war mein Urteilsvermögen in dieser Hinsicht völlig getrübt. Deshalb gab mir Gott eine echte Vision. In dieser wurde mir angekündigt, dass ich noch sieben Jahre zu warten hätte. Das war mir ganz recht, denn ich wollte meine Zeit wirklich Gott widmen und nicht bei jedem attraktiven Wesen daran denken, ob sich wohl etwas ergeben könnte. Im Gebet vorher hatte ich auch Gott gesagt, falls es jemand geben sollte, der mit mir gemeinsam durchs Leben geht, so sollte er mir auch in allen meinen Wandlungen folgen können. Denn man bleibt sich ja nicht gleich, besonders wenn man im Glauben wächst.

vision
Die Vision, die ich erhielt, war von großer Klarheit und Leuchtkraft. Sie war dynamisch. In ihr blickte ich in den nächtlichen Himmel und sah links vom Mond (oder Sonne, weil er mir so groß erschien) das Entstehen eines Sternes. Ich staunte, dass ich so ein herrliches „Schauspiel“ sah! Dann folgten daraus kleinere „Explosionen“. Der funkelnde „Nebel“ dehnte sich aus und es bildete sich die Geistgestalt eines Menschen. Die Vision setzte sich weiter fort, aber das bildete das wesentliche Element. Ich habe die Vision in einem Ölbild festgehalten und hier mit dem PC ergänzt. Trotzdem kann das alles nicht die Herrlichkeit wiedergeben, die ich sah. Ich bin überzeugt, dass die Visionen, die biblische Gestalten erhielten, nicht deutlicher sein konnten.

Nach Vollendung der Wartezeit hatte sich nichts ergeben, was mich in eine tiefe Krise stürzte. So nahm ich die Sache selbst in die Hand und suchte in Zeitungsinseraten nach einer Partnerin. Bald fand ich eine mich ansprechende Anzeige. Aber ich überschritt die akzeptierte Altersgrenze um fünf Jahre. Trotzdem ging ich aus über zweihundert Bewerbern siegreich hervor!

Mein eigenes Beispiel zeigt, dass jedes Medium, ob Zeitung oder Internet, geeignet ist, die/den Richtige(n) zu finden. Auch war ich ein hoffnungsloser Fall.

Wenn Du also nicht verzichten willst, mache Dir so klare Vorstellungen wie möglich und bringe diese vor Gott. Du wirst, auch wenn Du keine klare Antwort erhältst, dadurch Dein Gespür schärfen. Bei Begegnungen sei so natürlich wie möglich, denn Du kannst nicht dauernd den großen Max oder die perfekte Lady spielen. Und nun wünsche ich viel Glück!

[Dieser Beitrag wurde auf Wunsch einer christlicher Singlebörse geschrieben]

6 Gedanken zu “Partnersuche – die Qual der Wahl?

  1. Ich möchte etwas ergänzen, ist ganz interessant. Am Umfassendsten habe ich darüber bei dem amerik. Psychologen Scott Peck gelesen. Er macht vier Hauptaussagen:
    1. Liebe ist nicht Verliebtsein (also eine Abfuhr an den Mythos der romantischen Liebe)
    2. Liebe ist nicht Abhängigkeit
    3. Liebe ist kein Gefühl (dieser Punkt erinnert an die „Sachliche Romanze“ von Kästner)
    4. und jetzt kommts: Liebe ist Wille
    Er schreibt dazu: „Ich habe Liebe als den Willen definiert, sich selbst zu erweitern, um das eigene spirituelle Wachstum oder das eines anderen zu nähren. Wirkliche Liebe ist vom Willen bestimmt, nicht vom Gefühl. Der Mensch, der liebt, tut dies, weil er sich entschieden hat zu lieben. Er ist die Verpflichtung eingegangen, sich liebevoll zu verhalten, ob ein Gefühl von Liebe besteht oder nicht. Wenn es besteht, um so besser; aber auch wenn es nicht besteht, werden die Verpflichtung zu lieben und der Wille zu lieben aufrechterhalten und geübt.“ (aus: the road less travelled)
    Dementsprechend lautet auch die Frage bei der Trauung:
    „Willst du deine Frau lieben und achten und ihr die Treue halten alle Tage ihres Lebens?“

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  2. Ich denke, Gottes Motivation, den Menschen zu erschaffen, war seine überfließende Liebe, die er mit jemandem teilen will, der ihm ähnlich ist. Liebe ist für Menschen immer mit Gefühlen verbunden, auch wenn das gerne kleingeredet oder negiert wird. Und da Menschen „nach dem Bilde“ Gottes erschaffen wurden, kann man davon ausgehen, dass auch Gott Emotionen hat, wenn er liebt. Ich halte daher nichts vom Kleinreden der Gefühle zugunsten einer „kühlen Willensentscheidung“.

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  3. LEBEN — denkt der Mensch beschränkt,
    das Leben sei ihm ja geschenkt.
    Dieser Irrtum wird verziehen,
    wenn du einsiehst: NUR GELIEHEN.

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