Die Heiligung ist für das Christenleben von existentieller Bedeutung. Das ist, wie mir immer wieder deutlich wird, überhaupt nicht bekannt. Man meint, es genüge doch, an Jesus Christus als Erlöser zu glauben. Aber was ist denn dieser Glaube? Ist es, wie man meint, das, was in der Bibel steht, für wahr zu halten? Das ist dann nur eine Kopfsache und nichts, das das Leben grundlegend verändert.
Heiligung ist der praktische Vollzug des Glaubens, es ist das tagtägliche Wandeln im Geist, das Beten ohne Unterlass (1. Thess. 5,17).
Durch die Wiedergeburt bin ich potentiell heilig (Kol. 3,12; Eph. 1,1) und vollkommen (Kol. 2,10; 2.Kor. 13,11). Aber das alles hat für mich keinen wahren Nutzen, wenn es nicht auch zur Erfahrung wird. Es ist wie ein Samenkorn, das aufgehen und wachsen muss (Mt. 7,17). Das geschieht auf dem Weg des Lebens (Jo. 14,6), dem Weg der Heiligung.
Heiligung bedeutet also mein Leben mit dem, was ich wirklich als wiedergeborener Mensch bin, nämlich ein ewiges, unverletzbares, glückliches Wesen, in Einklang zu bringen. Es ist damit die allmähliche, d.h. fortschreitende Überwindung der „fleischlichen“ Natur, also dessen, was ich durch meine natürliche Geburt, die Erziehung usw. geworden bin: „Wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches nicht erfüllen.“ Gal. 5,16
Das „Fleisch“ ist also das, was aus dem Gleichnis und Ebenbild Gottes durch den Sündenfall geworden ist: Ein Wesen, das dem Leid unterliegt, weil es sich selbst als vergänglich betrachtet und deshalb das Vergängliche, d.h. die Dinge dieser Welt begehrt.
Man muss also dieses Begehren, d.h. die Welt, überwinden, um wirklich heil zu werden.
Die Motivation dazu finden wir in der ständigen Besinnung darauf, dass ein leidfreies Leben möglich ist und nur durch die Überwindung zu erreichen ist.
Im Nachhinein bin ich froh, dass ich durch innere Notwendigkeit bereits im Alter von 21 Jahren dazu „gezwungen“ wurde, weil mein Leben durch meine psychischen Probleme unerträglich geworden war. Froh und dankbar bin ich heute auch dafür, keine ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Seit Jahrzehnten, da ich ein glücklicher Mensch bin, kann ich sagen, ich habe den Segen der Heiligung erfahren! It works!
Das heißt aber nicht, dass es damit vorbei ist. Im Grunde sollte Heiligung wie das natürliche Wachstum einer Pflanze sein. Sie wird kontinuierlich immer größer. Nicht außerhalb von mir, nicht in dem, was die Welt bietet, finde ich Genesung von allem Leid, sondern allein in mir. In mir, in meinem Körper kann ich mich ständig immer wohler fühlen.